Vor allem, dass die vertrackten Griechen streiken und protestieren anstatt zu sparen, erregt mehr oder weniger eingestanden hierzulande die Gemüter. Dabei besteht zum Hochmut kein Analss: Der Reflex, der all dem zugrunde liegt, ist bei uns nicht geringer ausgeprägt als in Athen. Dass Bunde, Länder und Kommunen Jahr für Jahr mehr Geld ausgeben als sie haben, besorgt uns auch in Deutschland nicht im geringsten. Nähme man diese Art gesellschaftlicher Verschuldung ernst und vor allem persönlich, müssten sich Proteststürme dagegen erheben. Tun sie aber nicht.
Denn auch bei uns wird kollektiv verschuldet, während individuell gespart, sprich gebüßt werden muss. Wo immer Einschnitte auch nur überlegt werden, erheben hier wie in Griechenland alsbald die Betroffenen Einspruch und verwahren sich gegen Kürzungen zu ihren Lasten. Gegen vermeintliche staatliche Wohltaten hat im Moment der Entgegennahme niemand etwas, obwohl die unzureichende Finanzierung durchaus bekannt ist.
Mit Staatsschulden verhält es sich im Übrigen wie mit Firmenpleiten: Für die Management-Fehler der Führung muss immer die Belegschaft büßen. Wer sollte es auch sonst tun?! Einziger Unterschied: Regierungen kann man regelmäßig wählen und eben auch abwählen. Aber wegen galloppierender Verschuldung ist noch nie eine Regierung abgewählt worden.