Mixa-Prügeln

Es gibt Gelegenheiten, die darf man nicht auslassen. Den konservativen Augsburger Bischof Walter Mixa öffentlich wegen einer Watschn abzuwatschn ist so eine. Nicht, dass verprügelte Schüler ein Kavaliersdelikt wären, nur ist doch recht offensichtlich, dass hier so macher sein Mütchen an einem Erz-Katholiken kühlt, dem es weniger um pädagogische Prinzipien als vielmehr um Abrechnung mit dem Vatikan geht.

Zum einen geht im Eifer des Gefechts rasch unter, dass Mixa kein Päderast und Sexualtäter ist, weil man den Fall im Kontest des allgemeinen Skandals hochzieht. Zum anderen wird geflissentlich übersehen, dass in dem in Rede steheden Zeitraum die Sitten an deutschen Schulen überhaupt rauher waren. Nicht umsonst beschäftigt sich ein Runder Tisch mit den Missgriffen in Kinder- und Pflegeheimen. Vor 30, 40 und mehr Jahren sagte der Lehrer an, was gemacht wurde und wusste seine Autorität ggf. zu wahren. Auch mit unkonventionellen Mitteln.

Wer dieses Kapitel der Erziehungsgeschichte tatsächlich aufarbeiten wollte, hätte auch gut am Schulalltag in der früheren DDR zu forschen, wo bis zum Schluss mit Schlüsselbunden geworfen, mit Zeigestöcken auf den Tisch geknallt und in die Ecke gestellt wurde. Ich erinnere mich gut, wie ich Mitte der 70er Jahre beim Mittagessen an einer normalen polytechnischen Oberschule in Berlin-Köpenick unter dem Tisch durchkriechen wollte, um früher aufzustehen und mit dem Kopf unter die Tischplatte gestoßen wurde. Ein andermal gab’s mit dem Schirmknauf eins über den Scheitel, weil ich versehentlich mit einem Fuß vom Bürgersteig auf die Straße getreten war…

Beim Fall Mixa geht es nicht um Mixa, sondern gegen die katholische Kirche, gegen ihr Weltbild und ihre Träger. Wo Stellvertreter geprügelt werden, mache ich nicht mit. Auch wenn sie tatsächlich geprügelt haben sollten.

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2 Antworten to “Mixa-Prügeln”

  1. ikolumen2009 Says:

    Da ist was dran – man sollte hier wirklich die Kirche im Dorf lassen. Dass die Prügelstrafe abgeschafft ist, ist gut und richtig. Darüber darf man aber nicht vergessen, dass sie einst aber auch akzeptiert war und gutgeheißen wurde. Prügelexzesse und Kindesmissbrauch sind etwas ganz anderes.

    Mixas Fehler war aus meiner Sicht allerdings, dass er zunächst geleugnet hat. Das macht ihn unglaubwürdig.

    Dass jetzt viele Dinge hochgespielt werden, die unbedeutend, längst vergangen sind und weder illegal noch unüblich waren, hat auch für mich so einen Beigeschmack. Wirkt irgendwie ziemlich hysterisch.

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  2. Robert Says:

    Auch 1989 wurde in DDR-Schulen auch mal mit Schlüsselbunden geworfen. Selbst erlebt.

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