Dass die Quote kommen muss, ist ja klar. Ohne Frauenquote geht gar nichts. Außerdem brauchen wir ein Gleichbezahlungsgesetz. Am „Equal-Pay-Day“ haben das jüngst gleich mehrere Vorkämpfer gefordert. Von ganz links bis grün. Und in der Union meldet sich nun auch noch Marco Wanderwitz zu Wort, der Chef der „Jungen Gruppe“ im Bundestag, und meint: Junge, moderne Männer sollten sich beim Quoten-Kampf an die Seite der Frauen stellen.
Das Seltsame an all diesen Vorstößen: Die Frauen selbst sind an den vermeintlich unhaltbaren Zuständen niemals selbst schuld und sie können sich offenbar auch nicht selbst helfen. Neue Gesetze müssen her. Gleicher Lohn für gleiche Arbeit ist eine Selbstverständlichkeit und ist längst in verschiedenster Form festgeschrieben: Im Antidiskriminierungsgesetz ebenso, wie in Tarifverträgen. Was spricht also dagegen, dass die betroffenen Frauen zu ihren Chefs und Chefinnen gehen und ihr Recht einfach einfordern, statt noch ein Gesetz oben drauf zu satteln?
Warum zeigen Untersuchungen des Instituts der Deutschen Wirtschaft, dass Frauen in Führungspositionen genauso agieren wie Männer? Die Antwort ist denkbar einfach: Das Geschlecht von Mitarbeitern ist kein Unternehmensziel.
Der Kampf um die Quote (interessanterweise nur in Spitzenjobs) ist auch deshalb etwas schräg, weil die Frauen, die es schon jetzt dorthin geschafft haben, überdurchschnittlich oft für Personal zuständig sind. Das lässt sich leicht erklären. Im Industrieland Deutschland studieren Mädchen noch immer zu hohen Prozentsätzen philologische, künstlerische und soziale Fächer. In Vorständen und Chefetagen tragen Karrierefrauen deshalb meist Verantwortung für Personal/Recht oder Unternehmenskommunikation, weil für die naturwissenschaftlich-technisch basierten Spitzenjobs zu wenige Bewerberinnen vorhanden sind.
Warum also prägen die Personalchefinnen nicht also ihre direktes Einflussgebiet mit „geschlechtergerechten“ Quoten? Könnte es sein, dass genau die Mentalität, mit der nach immer neuen Gesetzen für die Gleichberechtigung gerufen wird, schuld daran ist, dass viele Frauen nicht da ankommen, wo sie sich selbst gern sehen würden? Solange immer wer anderes helfen soll, solange gläserne Decken, Netzwerke und Kita-Plätze als Vorwand herhalten müssen, klingt die Quoten-Debatte so, als würden es Frauen allein nicht schaffen.
Genau das ist der dialektische Bärendienst, den Quoten-Kämpferinnen ihren Geschlechtsgenossinnen erweisen: Frauen können, wollen und sollen Karriere machen. Wenn es nicht klappt, ist aber nicht nur die Gesellschaft schuld. Quod (ten) erat demonstrandum – wie der Lateiner sagen würde.