Teil 10: Ein Mann mit vielen Deckadressen

TRONDHEIM |    Kilometer 1596: Eigentlich hatte ich dem städtischen Weihnachtstrubel entfliehen wollen. Und nun kommt mir Trondheim in die Quere. Weil aber Stau steht auf der Umgehungsstraße, kürze ich durchs Zentrum ab. Seltsam wie anders, weniger bedrängend hier der Vorweihnachtstrubel hier auf mich wirkt. Die Häuser sind niedriger, die Läden kleiner, die Leuchtdekoration nicht so schrill und aufdringlich. Fast könnte man Lust auf einen Einkaufsbummel im Altstadtviertel am Hafen bekommen. Eine Verlockung, die mir neu ist.

Doch wer all das hinter sich lassen will, kann sich keine Rast im Luxus leisten. Bis nach Narvik, der nächsten Station, sind es 900 Kilometer, und von dort noch einmal ein halbes Tausend bis zum Nordkap. Nordkap? Warum eigentlich Nordkap?

Wer erst einmal auf dem Weg ist, vertreibt sich mit Unterwegssein die Sinnfragen. Nicht nur zu Weihnachten.

Als eine Art symbolischen Mittelpunkt der verschiedenen Deckadressen seiner Hochwürden Weihnachtsmann hatte ich mich auf den Weg zum Nordkap gemacht: Der amerikanische Santa Claus wohnt am Nordpol, der skandinavische Rutenmann angeblich im lappländischen Korvatunturi, die Schweden glauben ihn in der Region Dalarna, die Dänen wissen etwas von Grönland, und Väterchen Frost ist irgendwo im Norden Russlands unterwegs. Von den versprengten Niederlassungen seiner Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit wie etwa im brandenburgischen Himmelpfort einmal ganz abgesehen. Dass der holländische Sinterklaas angeblich mit einem Dampfschiff aus Spanien kommt, sei nur der Vollständigkeit halber erwähnt. Diese Recherche-Reise machen wir dann im nächsten Jahr.

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