Worum es beim Euro wirklich geht

Warum sollte es bei der Griechenland-Krise anders sein: Wieder einmal hat niemand außer Joseph „Joschka“ Fischer die wirkliche Dimension der Krise begriffen. Der geniale Global-Stratege, der sich schon ehedem am „euro-asiatischen Krisenbogen“ trefflich abarbeitete, hat in einem Gastbeitrag für die Süddeutsche Zeitung all den politischen Amateur-Akteuren noch mal ausführlich erklärt, worum es eigentlich geht: „Es geht um fast alles!“

Das haben zwar von den Frankfurter Analysten über die Politik bis zu den meisten Kommentatoren auch schon alle begriffen, aber als notorischer Stammbuchschreiber fühlt man sich einfach besser. In der Sache dürfte Fischer freilich durchaus recht haben, wenn die zahllosen Domino-Szenarien der Experten nicht völlig aus der Luft gegriffen sind. Das Fatale ist allerdings, dass in dem dramatischen Appell vor lauter Notrettung der Blick für das eigentliche Problem etwas abhanden kommt.

Ein System, bei dem es in einer Krise „um fast alles!“ geht, ist nach alles Regeln der Erfahrung am Ende. Funktionierende Systeme bewältigen heikle Situationen durch Korrekturen und Krisenmanagement, durch Nachsteuern oder Notprogramme, sind aber trotz Schwierigkeiten nicht in ihrer Existenz gefährdet. Firmen mit Absatzkrise brauchen Kredite, Kurzarbeit oder Teilstillegungen. Wenn es „um fast alles geht!“ sind sie entweder schon überschuldet oder in einer Sackgasse des Marktes.

Wenn es „um fast alles!“ geht, sind wir auf dem Feld des Politischen beispielsweise beim Kollaps des Staatssozialismus 1989 ff. Damals sorgte der Entzug von Protektion und wirtschaftlicher Beatmung durch die Sowjetunion für den Zusammenbruch des gesamten Ost-Blocks. 1989 ging es für den Sozialismus nicht nur „um fast alles!“, sondern schlicht um alles. Das nun zu Tage tretende dramatische Verkoppelt-Sein des Euro-Systems macht eines deutlich: seine Fehlkonstruktion.

Denn selbst wenn die Griechen-Rettung glückt, ist im Euro-Raum ein so atemberaubend verschachteltes Konstrukt aus Bürgschaften und Rettungskäufen von Schrott-Papieren entstanden, dass man dagegen mit einiger Berechtigung spekulieren kann. Es ist, als hätte sich ein Bergretter an einem offensichtlich zu dünnen Seil zu einem Absturzopfer in der Wand herunter gelassen. Was wie eine Rettung aussieht, ist in Wahrheit ein Himmelfahrtskommando.

Ein interessantes Indiz für die Krankheit des Euro ist auch die Argumentation einiger vehementer Rettungsbefürworter. ,Wir brauchen den Euro, weil Deutschland den Löwenanteil seiner Exporte in Europa tätigt’, heißt es. Griechenland könne aus dem Euro nicht austreten, weil die neue Währung so dramatisch abgewertet werden müsste, dass man nach Griechenland nichts mehr exportieren könne.

Unabhängig vom Wahrheitsgehalt dieser Behauptungen, verbirgt sich dahinter dreierlei: Erstens: Ökonomischer (Selbst-)Betrug mit System: Den Wert der griechischen Währung der realen Wirtschaftskraft anzupassen, ist leider nicht praktikabel. Zweitens: Wir reiten die Griechen mit einer weit offenen Schere zwischen Realwert der Währung und Euro-Wert bewusst ins Dilemma, damit sie sich unsere Exporte leisten können. Und drittens: Wir brauchen eine Gemeinschaftswährung zu unserem Vorteil. Letzteres klingt so, als würde wer eine WG gründen, damit jemand für ihn kocht. Das einzig akzeptable Argument für gemeinsames Geld kann doch nur gemeinsamer Nutzen nicht. Wer mit unseren Vorteilen wirbt, ist im Grunde schon ein Ego-Europäer.

Mit den angebotenen Lösungen sieht es allerdings auch nicht gut aus. Zeigt die Griechen-Rettung, wie wenig Bereitschaft es in Europa gibt, für andere Länder zu zahlen, so ist die Forderung, die politische Einheit voranzutreiben, der sichere Weg in den Untergang. Nachhaltiger kann man die Akzeptanz Europas nicht verspielen, als wenn man supranationalen Behörden mehr Macht gibt. Regionalisieren lässt sich der Euro nicht, und rückabwickeln will ihn auch niemand.

Wenn es diesmal beim Euro „um fast alles!“ geht, worum geht es dann beim nächsten Mal?

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7 Antworten to “Worum es beim Euro wirklich geht”

  1. Henning Schluß Says:

    Das ist ein ausgesprochen Scharfsinniger Kommentar und gut zu lesen noch dazu, vielen Dank!

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  2. Ojottojott Says:

    Ich will meine Maaaaak!

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  3. Gouda Says:

    Das Skandalöse ist doch, das Griechenland so miserabel dasteht, das jeder Wirtschaftsexperte einem einen Vogel zeigt, wenn man dort Geld hinschickt und Schäuble, der in Deutschland zu geizig war, auch nur einen Hauch des FDP Programm umzusetzen, jetzt die Schatzkammer (selbst alles geliehendes Geld) öffnet und riesige Summen ohne Gegenleistung verbrennt. Wenn er dazu das Recht hat, stimmt mit unserer Demokratie etwas nicht, denn wer hat ihn zu dieser fatalen Kapitalvernichtung legitimiert?

    Vor allem weil es noch mehr unlösbare Probleme gibt, die über den finanziellen Möglichkeiten Deutschlands liegen:

    – Demografie und Renten und Gesundheitsversorgung
    – Energiewende mit Geldverbrennung für wirtschaftlich unsinnige Energieformen und enormen finanziellen Belastungen für den Bürger und die Wirtschaft
    – Geldverbrennung für die Bürokratie und sinnlose Verwaltungsangestellte im Sozialsektor (jedem Punk seinen Streetworker, jedem Migrant sein Migrationsbeauftragter)
    – Marodes Schulsystem, das nicht genügend Fachkräfte, dafür aber übermäßig verhaltensgestörte Betreuungsfälle produziert
    – ein hoch subvensionierter Kultursektor, wo mit viel Geld Leistungen in quantitativ hohen Maß produziert werden, die nichts weiter als Müll sind

    Und nun noch HUNDERTE Milliarden nach Griechenland in ein wirtschaftliches Tschernobyl reinblasen, bei dem kein Ende in Sicht ist und wo Fachleute sagen „das ist nichts weiter als Aspirin bei Zahnschmerzen“? Mal sehen wer uns demnächst retten kommt. Da die USA als Geldgeber ausfallen, können wir schon mal nach Peking betteln gehen und müssen uns von den Kommunisten dort beibringwen lassen, wie gewinnbringende Marktwirtschaft funktioniert und wie man es besser nicht macht.

    Ich beneide die Briten, die haben ihr Pfund und ein breites Grinsen wenn sie sagen: „Seht ihr? Wir habens euch doch gesagt.“ Vor ein paar Jaaren hat man die Briten und Schweizer noch als antieuropäische Seperatisten hingestellt, die der Zukunft im Weg stehen würden, nun sind die Seperatisten oben auf und die Union der Transfer Pleite Republiken (UdTPR) in der Sackgasse. Man muss dabei nicht einmal an die Sowjetunion denken, Jugoslawien ist an seinen Schulden und seinem ineffizienten System zu Grunde gegangen. Die Balkan-Nationalisten waren da nur die Maden auf einem Kadaver, der bereits tot war.

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  4. Ralf Schuler « SPD Fuhrberg Says:

    […] – der aktuellste Artikel steht am Anfang. Letzter Eintrag am 22.06.2011 Quelle: [Ralf Schuler] Juni 22, 2011 um 3:33 pm Worum es beim Euro wirklich geht Von Ralf Schuler Warum sollte es bei der […]

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  5. dieblaueneu Says:

    Unabhängig des Umstandes, dass der angeblich durch Josef Fischer verfasste Artikel sehr nach Ghost-Writer riecht, auch wenn der Herr Mittelschüler über die ihn sponsernden Mega-Spekulanten, mit denen er den ECFR, die EU-Beratungshilfe sowie das EU- Medien-,und Volksindo-
    ktrinierungsinstrument gegründet hat, in den USA Nachhilfe erhalten hat, bringt er ? doch sehr schön zum Ausdruck, worum es ihm ? und den Spekulanten geht,

    Zitat:
    „“Entweder will man den Euro erhalten und muss sich dann schleunigst auf den Weg in die politische Union machen, oder man wird den Euro und die europäische Integration nolens volens rückabwickeln. Europa würde dann nahezu alles verlieren, was es an Integrationsfortschritten über ein halbes Jahrhundert hinweg erreicht hat, und sich in ein Europa der Renationalisierung zurückentwickeln. Dies wäre angesichts der entstehenden neuen Weltordnung eine Tragödie.““““

    Es geht um die neue Weltordnung der Spekulanten. Sogar Helmut Schmidt – obwohl Mitglied der Hartz IV- Partei hat mehrfach in seinen Artikeln in der Zeit ausgeführt hat, dass es keine Krise des Euro gibt sondern nur eine systemimmanente Krise des Banken-,und Finanzsystems- ausgelöst durch das Krebsgeschwür der Spekulation–, die über die Mitthilfe der Grünlinge und der SPD(wer hat uns verraten, insofern sind die Äußerungen des Herrn Schmidt perfid) auch in Europa unter Aufhebung des Trennbankensystems eingeführt wurde.

    Dass diese ungebremste Spekulation, die in die Kreditwelt, die Nahrungsmittelwelt, die Häuser-,Hypotheken-, und Mietwelt getragen wurde, zu Verlusten und Scheingewinnen führt, für die die Völker, Staaten und Menschen mit ihren Steuern, sozialen Existenz und ihrem Leben haften, war den Führern der Führer der Finanzwelt, den Inhabern der FED, der BIZ(Hitler/Schachs/Bank of Amerika) durchaus bekannt.

    Die daraus entstehenden Krisen auch und Chancen der Finanzwelt zur Egalisierung der Nationalstaaten- gegen die Fischer so wettert- ebenfalls.
    Ich zweifle, ob der Mittelschüler, Josef Fischer, wirklich weiss was tut, wenn er den Worten seines vermuteten Ghostwriters, man müsse eine politische Union Europa für die neue Weltordnung(sic. der Spekulanten) bauen.
    Entweder er weiss nicht das er instrumentalisiert wird, oder er redet dem geplanten 3.Weltkrieg das Wort.

    Ich denke, wir brauchen Europa und sollten um seinen Bestand kämpfen, dies ist aber nur mit einem Europa für die Europäer, indem selbstverständlich auch die Banken Platz haben müssen aber nicht nur.
    Alle Machtstrukturen und Führer, Banker, Politiker haben in erster Linie für das Wohl, Freiheit der Europäer zu dienen.
    Sie haben so zu führen, das unsere Traditionen und Prägungen und unsere nationalstaatlichen Eigenheiten und wirtschaftlichen Strukturen zusammenwachsend angeglichen werden, die uns dann in weitergehende ökonomisch/politische Zusammenschlüsse mit den Völkern im Osten und Süden zusammenführen.

    Derzeit läuft der geplante Versuch der aggressivsten Kreise des Finanzkapitals, der Spekulantenwelt( gleich ob die Unterführer dies merken oder nicht) und seiner gesponserte Hilfspolitiker von den Grünlingen bis zur FDP(man sehe nur die „gewaltsame “ Wiederinthronisation der Koch-Mehrin—-geschultes/gesponsertes Young Global Leaders Mitglied des Finanzkapitals—–) als „fälschende“ Wirtschafs-,und Wissenschaftsführungsfachkraft in der EU.

    Wir brauchen Europa und die Welt wird zusammenwachsen, aber nicht nach der Methode des Josef Fischer und seiner -die Grünlinge sponsernden- Finanzhaie, mit drittem Weltkrieg und Oligarchie der Spekulanten.

    Wir brauchen die demokratische und energetische Befreiung um zu überleben.

    Auf J.Fischer, Koch-Mehrin, Merkel und Companie sowie deren Sponsoren und Redenschreiber können und sollten wir verzichten

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  6. Greg Says:

    Beitrag mit klarer Kante, jetzt auch verlinkt auf http://www.politikalarm.de!

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  7. matt_us Says:

    @dieblaueneu sagte:
    „Es geht um die neue Weltordnung der Spekulanten. Sogar Helmut Schmidt – obwohl Mitglied der Hartz IV- Partei hat mehrfach in seinen Artikeln in der Zeit ausgeführt hat, dass es keine Krise des Euro gibt sondern nur eine systemimmanente Krise des Banken-,und Finanzsystems- ausgelöst durch das Krebsgeschwür der Spekulation–, die über die Mitthilfe der Grünlinge und der SPD(wer hat uns verraten, insofern sind die Äußerungen des Herrn Schmidt perfid) auch in Europa unter Aufhebung des Trennbankensystems eingeführt wurde.“

    Absolut richtig – hier gibt es meine Meinung dazu – Spekulation mit Credit Default Swaps – die jetzt unbedingt ausgezahlt werden muessen, anscheinend. Sonst wird viel Geld verloren.

    http://eurogate101.com/

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