Mythos Ostschule und ein Zentralismus-Streit

Für die „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ habe ich einen Beitrag mit dem Titel „Mythos Ostschule“ geschrieben, in dem es um die Verklärung der zehnjährigen Polytechnischen Oberschule der DDR geht, die heute von Ost-Nostalgikern gleichermaßen gepriesen wird wie von altbundesdeutschen Bildungsreformern. In meinen Augen hat das gemeinsame Lernen dort keineswegs die viel beschworene soziale Durchlässigkeit geförderte. Da in DDR-Klassenbüchern die „Klassenzugehörigkeit“ der Eltern vermerkt wurde, ließ sich das sehr konkret nachvollziehen. Positiv erwähne ich allerdings, dass – jenseits all der unerträglichen Indoktrinierung – der fächerübergreifend abgestimmte Lehrplan von Vorteil gewesen ist, weil der Stoff auf diese Weise wie eine große, geschlossene Geschichte erzählt wurde. Heute entscheidet jeder Lehrer selbst darüber, mit welchem didaktischen Ansatz er wann was vermittelt. Mit dem Ergebnis, dass irgendwann über die Atombombe gesprochen wird, zwei Jahre später über die Kernspaltung und irgendwann auch über den Zweiten Weltkrieg. Fragmentiertes Insel-Wissen, das beim Schüler kaum hängen bleibt und immer wieder neu vermittelt werden muss.

In einem großen Beitrag in der WELT beschäftigte sich Alan Posener mit den Auswüchsen autoritärer Ost-Pädagogik an Berliner Schulen und zitierte unter anderem auch aus meinem Beitrag. Selbst der Mythen-Kritiker Schuler, schreibt Posener, hänge noch zentralistischen Bildungsideen an. Weil ich das so auf mir nicht sitzen lassen wollte, entspann sich ein munterer Meinungsaustausch über Zentralismus und Freiheit im Bildungssystem, den man auf Margaret Heckels Seite „Starke Meinungen“ nachlesen kann.

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